Stamm 890

Eine alte Anekdote lässt erahnen, wie lange die Springanlage bereits im Stamm 890 verankert ist: Gerhard Prien, Obendeich, in den 70ern und 80ern Zuchtberater auf dem Jahr’schen Constanzehof bei Itzehoe (und Aufzüchter z.B. von Ramiro und Maximus) erzählte einmal folgende Geschichte aus seiner Jugend:


„Im 3. Reich gab es eine Kommission unter der Leitung des Major von Jena, die für den Ankauf von Remonten für Kavallerie zuständig war.“ Diese Gruppe von Fachleuten zogen übers Land und ließen sich die 3-jährigen von den Bauern auf den Höfen vormustern.  Die geeignetsten Pferde wurden dabei vom Staat gekauft und bekamen anschließend eine einjährige Remonte-Ausbildung.

 

https://www.youtube.com/watch?v=f88BYiTBpeQ

 

Die talentiertesten Springpferde aus diesem Pool wiederum wurden nach einem Jahr der Grundausbildung zur Kavallerieschule Hannover bzw. Krampitz geschickt, wo sie unter Weltklasse-Reitern wie Momm, Brinckmann, Hasse, Brandt, von Nagel, von Barnekow usw. für den nationalen und internationalen Springsport weiterentwickelt wurden und Deutschland repräsentieren durften. (Mit außergewöhnlichem Erfolg: Bei den Olympischen Spielen von Berlin 1936 gewannen die Reiter der Kavallerieschule alle 6 möglichen Goldmedaillen in den Reitwettbewerben!)

 

Prien erzählte weiter: „Dieser Major von Jena gab damals meinem Vater einen Rat: ‚Wenn du einmal etwas Gescheites tun willst, dann kauf dir ein Stutfohlen aus dem Stamm 890.“  Denn der Oberst wusste, dass die Pferde aus diesem Stamm nicht erst ein Jahr lang getestet wurden - sie gingen nach dem Ankauf direkt zur Reiterelite der Kavallerieschule, denn man war sich bei diesen Pferden sicher: „Die können springen!“

 

Auch wenn Prien’s Vater diesen Ratschlag selbst nie umgesetzt hatte, so erinnerte sich zumindest sein Sohn in den 70ern an den Tipp und empfahl dem Verleger Alexander Jahr, Hodorf, den Kauf der Chromwell-Stute Bizarre (geb. 1965) aus der Zucht von Wilken Boje, Trennewurth. Sie brachte (neben Elmar’s Cuba und Lene Nissen-Lembke’s Modesto) die Bärbroicher Stammstute Frimella, auf die der Team-Weltmeister Eurocommerce Berlin (alias Caspar Preferent) in direkter Linie zurückgeht. Auch ist Frimella u.a. die Großmutter des u.a. in Aachen erfolgreichen Licapo  (L.Diniz, Port.) sowie die Urgroßmutter der famosen Tänzerin (Al Junaibi, UAE).

 

Interessanterweise war der Stamm 890 für mehr als ein halbes Jahrhundert aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Erst die Erfolge von Caspar, Casall usw. hatten diesem relativ kleinen Stamm wieder zur verdienten Geltung verholfen. Die strenge Auswahl nach Eigenleistung und Vererbungsleistung waren die Grundpfeiler für das Wiederaufblühen:

Heute ist Veramelle, 3-j. v. Verdi (M.v.d.Vleuten)  a.d. Ramelle v. Coriano (J.-A.Melchior) – Cassini I (F.Sloothaak) – Caretino (L.Beerbaum), nach erfolgreich absolviertem Stationstest tragend von Cornet Obolensky (M.Kutscher). Ramelle ist auch Mutter der momentan über 1.60 m erfolgreichen Zypern III (J. Vrieling) sowie der S-Pferde Qrimella und Quintop.

 

Aktuell macht auch der Hengstleistungsprüfungs-Sieger Carleyle unter Gregory Wathelet auf internationalem Parkett Werbung für den Stamm 890. Carleyle’s Mutter hatte Philip Pollmann-Schweckhorst bis zur schweren Klasse gefördert, bevor sie in den Vereinigten Staaten unter Kristen Collins siegreich in Großen Preisen vorgestellt wurde.

 

Video Carleyle Gregory Wathelet

 

Der gekörte Lancerto v. Lancer II aus der Fiosa von Caretino – Fernando gewann unter Mario Walter bisher mehr als 50 (!) Springen der schweren Klasse. 

 

Video Lancerto

 

Ein weiterer Hengst aus der Fiosa, Carpe Diem 8 v. Cassini I, sprang erfolgreich unter Freddie Vasquez in den USA.